2012:
Das Haus der Bernarda

nach Federico Garcia Lorca
von Johannes Reitmeier und Barbara Schöneberger

 
Die Gutsbesitzerin Bernarda kehrt mit ihren sieben Töchtern im Alter zwischen 20 und 40 Jahren von der Beerdigung ihres zweiten Mannes zurück und verhängt eine achtjährige Trauerzeit über ihr Haus und ihre Familie, zu der außer ihren Töchtern nur die geistesgestörte Mutter und ihre Mägde, aber kein einziger Mann gehören. Abgeschlossen von der Außenwelt sollen die Schwestern an ihrer Aussteuer nähen. Einzig Annunziata, der Ältesten, ist im Rahmen der Sitte Kontakt zu ihrem Verlobten, dem Römisch Bepp, gestattet. In dem engen Kosmos der Frauen wird er zum Zentrum ihres Denkens, zur treibenden Kraft des Geschehens und zum Objekt der Begierde. Wichtig ist für Bernarda, was im Dorf über ihre Familie erzählt wird. Mit allen Mitteln versucht sie, die Fassade der Ehrbarkeit aufrecht zu erhalten. Eva-Maria, die jüngste Tochter, versucht schließlich aus dem von der Mutter verordneten Gefängnis auszubrechen. Damit kommt es zur Katastrophe.

Hintergrund

Federico Garcia Lorcas (1898–1936) Tragödie „La casa de Bernarda Alba“ spielt im ländlichen Andalusien. Die Vorlage ließ sich aber durchaus in die ländliche bayerische Gesellschaft des frühen zwanzigsten Jahrhunderts übertragen. Denn die Probleme der Frauen, die sich aus ihrer Stellung in der starren Konventionen verhafteten bäuerlichen Gesellschaft ergaben, waren in beiden Ländern ähnlich. Gleichwohl mussten für das spanische Lokalkolorit vergleichbare bairische Sprachbilder gefunden werden. 

Die ganz in Grau, Schwarz und Weiß gehaltene Bühne unterstrich die Wirkung der fast ausnahmslos schwarz gekleideten Frauenfiguren. Hinzu kam, dass die Frauen durch ein hohes Maschendrahtgitter von der Außenwelt isoliert waren. Die Männer waren hinter einem Bretterverschlag verborgen. Ihre Aufgabe war es, mit allerlei Schlagwerk die Geräusche zum Stück beizusteuern und Stimmungen zu erzeugen. Das war keineswegs leicht, sondern bedurfte der sorgfältigen Einstudierung durch den Musiker Roger Boggasch.